20 Jahre Pottkaffee 20 Jahre Pottkaffee
El Puente Faire Metropole Ruhr

Rundreise 2022

Produzentinnenrundreise - die Highlights

Vom 15. bis 30. August waren zwei Produzentinnen der Kaffeekooperative Red Ecolsierra aus Kolumbien zu Gast im Ruhrgebiet. Gemeinsam mit Übersetzerin Stefanie Hoppe haben sie über 20 Veranstaltungen in 13 Fairtrade-Towns im Ruhrgebiet besucht und dabei Bürgermeister*innen, Gleichstellungsbeauftragte und NRW-Umweltminister Oliver Krischer getroffen, Weltläden, Röstereien, Messen, AllerWelt- und Gemeindehäuser, sowie Schulen besucht. Die Kooperative produziert den Kaffee für den im Ruhrgebiet sehr beliebten Städtekaffee „Pottkaffee“.

Tamara Kaschek © Faire Metropole Ruhr/Tamara Kaschek
Mildred Niebles ist als Tochter einer der Begründer von Red Ecolsierra schon seit ihrer Kindheit mit der Welt des Kaffeeanbaus vertraut. Mittlerweile ist sie selbst Kaffeeproduzentin und bei Red Ecolsierra als Qualitätsmanagerin tätig. Sie ist eine von vielen Frauen in der Kooperative in einer Führungsposition. Ilba Camacho wuchs eigentlich in der Stadt auf, übernahm aber nach dem Tod ihrer Eltern die Kaffeefarm. Seitdem ist sie begeistertes Mitglied von Red Ecolsierra. Der ökologische Anbau und der Schutz der Umwelt liegen ihr besonders am Herzen. „Als Delegierte in der Hauptversammlung von Red Ecolsierra meine Gemeinde vertreten zu dürfen, hat mir viele Türen geöffnet. Ich bin an meinen Aufgaben gewachsen und habe gelernt, dass ich Fähigkeiten habe und Verantwortung in der Kooperative übernehmen kann“, erzählt Ilba Camacho. Heute fördert sie selbst andere Frauen in der Kooperative, im Rahmen ihrer Aufgaben in der Inklusionskommission.

Während der Produzentinnen-Rundreise wurde oft klar, dass Deutschland sich in Sachen Gleichberechtigung noch einiges von der Kooperative abschauen kann. Nicht umsonst hat die Kooperative als erstes ländliches Unternehmen in Kolumbien den Preis „Equipares Rural“ für Ihre Arbeit zur Gleichstellung von Frauen in landwirtschaftlichen Betrieben, vom kolumbianischen Arbeitsministerium erhalten. Denn die Kommission für Inklusion von Frauen, Jugendlichen, alten Menschen und Menschen mit Behinderung, in der Ilba Camacho als Delegierte Mitglied ist, leistet hier wertvolle Arbeit.

Außerdem gelten in der Kooperative gewisse Grundprinzipien, die zu einer Gleichstellung der Geschlechter beitragen sollen. Beispielsweise ist auch der sogenannte Gender Pay Gap in Kolumbien ein Thema. Bei Red Ecolsierra gilt daher eine Faire Bezahlung ganz unabhängig des Geschlechts. „Bei Stellenausschreibungen fragen wir nicht nach einem Foto und dem Geschlecht der Person, sondern danach, welche Qualifikationen, sie mitbringt“, so Ilba Camacho. Auch eine inklusive Sprache und Frauen in Führungspositionen gehören in der Kooperative zum Alltag. Mit einem eigenen Förderprogramm für Jugendliche, Jungen sowie Mädchen, versucht die Kooperative außerdem mit Stipendien den Nachwuchs für technische und administrative Berufe auf dem Land zu halten.

Durch all diese Maßnahmen hat Red Ecolsierra es geschafft, dass mittlerweile die Versammlung aller Delegierten aus den verschiedenen Dörfern, die bei Red Ecolsierra Mitglied sind, aus 12 Frauen und 25 Männern gebildet wird, während 2010 nur drei Frauen und 2001 noch keine Frau Delegierte war. „Früher waren Berufe in der Verwaltung und Verarbeitung klassische „Männerberufe“, heute arbeiten hier mehr Frauen als Männer“, betont Mildred Niebles.

Neben der Geschlechtergleichstellung war ein wiederkehrendes Thema auf den Veranstaltungen auch der Klimawandel und seine Auswirkungen auf den Kaffeeanbau und die Bäuer*innen. „Wir müssen uns anpassen und zum Beispiel resistentere Pflanzen entwickeln. Allerdings haben wir nicht immer die wissenschaftlichen und technologischen Möglichkeiten und Ressourcen dafür. Außerdem müssen wir mit dem Kaffeeanbau in höhere Regionen gehen, denn in tieferen Gebieten wird das Klima für den Kaffee zu warm“, erklärt Mildred Niebles. Stärkerer und häufigerer Niederschlag löse außerdem Erdtusche aus und zerstöre die Straßen, was den Transport des Kaffees von den Anbaugebieten in die Zentrale in Santa-Marta erheblich erschwere.

Zu Ende der Reise sprachen die Expertinnen der Kooperative bei der großen Nachhaltigkeitsmesse Fair Friends in Dortmund im Rahmen der Podiumsdiskussion „Fairtrade stärkt Frauen!“ gemeinsam mit Wynnie Mbindyo, Referentin von Fairtrade Deutschland und Vera Dwors, Sprecherin des Netzwerk Faire Metropole Ruhr, darüber, wie der Faire Handel zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen kann.

"Frauen sind diejenigen, die am meisten unter den multiplen Krisen auf der Welt, wie Covid-19 oder der Klimakrise leiden, sei das in der Produktion, auf Plantagen oder in der Care-Arbeit. Der Faire Handel ist ein Weg, die Situation von Menschen, insbesondere von Frauen zu verbessern", so Vera Dwors, Sprecherin des Netzwerks Faire Metropole Ruhr. Daher bedeute der Faire Handel für sie vor allem Gerechtigkeit, nicht nur für Frauen, sondern auch der Umwelt und den nachfolgenden Generationen gegenüber.

uletzt wurden die beiden Frauen gefragt, was der Faire Handel für sie bedeute. „Für uns bei Red Ecolsierra bedeutet der Faire Handel Transparenz, Gleichberechtigung und Wohlstand“, sagte Mildred Niebles. „Für mich bedeutet der Faire Handel vor allem eins: eine bessere Lebensqualität“. Mit diesem Schlusswort beendete Ilba Camacho anschließend eine eindrucksvolle Rundreise durch das Ruhrgebiet.

Infos zur Produzentinnenrundreise zum Thema Geschlechtergerechtigkeit im Fairen Handel

Im Rahmen unseres Projektes organisieren wir gemeinsam mit Produzentinnen aus dem Globalen Süden eine Rundreise durch das Ruhrgebiet zum Thema Geschlechtergleichstellung im Fairen Handel. Zwei Kolumbianerinnen aus der Kaffeekooperative Red Ecolsierra, die den Kaffee für den Pottkaffee anbaut, reisen dafür ins Ruhrgebiet und begleiten uns zwischen dem 15. Und 30. August zu verschiedenen Veranstaltungen, um von ihrer Arbeit in der Kooperative zu berichten und über das Thema Geschlechtergleichstellung im Globalen Süden zu informieren.

Über unsere Gäste aus Kolumbien

Ilba Camacho

Ilba Camacho Ilba Camacho steht für Empowerment und Engagement (© Red Ecolsierra)
Ilba Camacho übernahm 2010 die Kaffeefarm "Bello Horizonte" ihres Vaters in den Bergen „Azul Páramo“ in der Region San Javier, und begann sich mit dem Kaffeeanbau zu beschäftigen. Ilba begeistert die Verbindung von nachhaltiger Produktion und Umweltschutz, die von Red Ecolsierra gefördert werden. „Die Wahrung und der Schutz der Natur hängt vom Menschen ab, jeder ist für einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zuständig, damit sie der nächsten Generation zur Verfügung stehen.“

Seitdem sie Mitglied in der Kooperative Red Ecolsierra ist, lernt sie nicht nur viel über den ökologischen Kaffeeanbau, sondern übernimmt auch wichtige Aufgaben in der Kooperative. Zum einen leitet sie den Zusammenschluss der Bauern und Bäuerinnen in ihrer Gemeinde San Javier. Als Mitglied der Integrationskommission im Red Ecolsierra, setzt sie sich außerdem für die Partizipation von Frauen, Jugendlichen und älteren Menschen ein, damit diese an den Aktivitäten der Organisation teilnehmen können. „Ich bin stolz, einer Kaffee-Kooperative anzugehören, in der die Frau anerkannt ist und wir angeregt werden, Leitungsfunktionen zu übernehmen. Außerdem werden wir ständig fortgebildet und engagieren uns für die Gleichstellung von Mann und Frau, sei es bei der Arbeit, als auch zu Hause und in unserer Dorfgemeinde,“ sagt Ilba.

Mildred Niebles Jímenez

Mildred Niebles Jímenez Mildred Niebles Jímenez, Leiterin der Qualitätssicherung beim Red Ecolsierra (© Red Ecolsierra)
Mildred ist eine der wichtigsten Frauen in der Organisation Red Ecolsierra. Sie leitet die Qualitätskontrollen des Kaffees und ihre Arbeit ist eine Garantie für exzellenten Kaffee. Als Tochter einer der Begründer von Red Ecolsierra ist sie schon seit ihrer Kindheit mit der Welt des Kaffeeanbaus vertraut. Sie wuchs auf der Kaffeefinca ihres Vaters in der Sierra Nevada de Santa Maria auf und verkörpert die Liebe zum Leben auf dem Land und in den Bergen. Nach dem Tod ihrer Eltern und ihres Bruders übernahm sie den Familienbetrieb. Sie hat ihr Leben dieser Leidenschaft kann sie ihre drei Kinder in die Schule schicken und mit ihnen ein menschenwürdiges Leben führen.
Mildred Niebles Jímenez Mildred Niebles Jímenez hat die Ausbildung zur international anerkannten Q-Graderin durchlaufen (© Red Ecolsierra)
Ihre Familie bewirtschaftet nun ihr eigenes Land mit der eigenen Kaffeesorte „Café Campo Alegre“.

Bereits 2003 übernahm sie den Einkauf und die Organisation der Vorratshaltung des Kaffees bei Red Ecolsierra. 2016 machte sie dann eine berufliche Qualifizierung als sogenannte Q-Graderin, eine durch das international angesehene Coffee Quality Institute (CQI) durchgeführte Sensorik-Ausbildung zur Bewertung von Kaffeequalität, und übernahm die Leitung der Qualitätskontrolle beim Red Ecolsierra. Während der Ausbildung erlernen die Teilnehmer, die Eigenschaften von Kaffee, wie z.B. Aroma, Säure, Geschmack, sensorisch zu erfassen und dabei z.B. per Geschmack und Geruch die Herkunft oder die Sorte eines Kaffees, sowie seine Qualität festzustellen.

Über Red Ecolsierra

Ecolsierra Fairtrade-Kaffee von Red Ecolsierra auf dem Weg nach Deutschland ©Red Ecolsierra (© Red Ecolsierra)
Die kolumbianische FairtradeKooperative Red Ecolsierra besteht aus über 300 kleinbäuerlichen Familien und hat sich auf den ökologischen Kaffeeanbau in der Sierra Nevada de Santa Marta spezialisiert. Neben einer nachhaltigen Landwirtschaft unter Berücksichtigung eines ökologischen Gleichgewichts, setzen sie sich für faire Preise für die Produzent*innen ein. Seit über 20 Jahren erhalten die Städtekaffees im Ruhrgebiet, der sog. "Pottkaffee", ihren Bio-Kaffee von Red Ecolsierra.

Red Ecolsierra setzt sich außerdem für die Rechte von Frauen und Geschlechtergleichstellung ein. Für ihr Engagement bekam die Kooperative den Preis „Equipares Rural“ vom kolumbianischen Arbeitsministerium verliehen. Damit wurden sie als erste Organisation auf dem Land ausgezeichnet, die sich für Geschlechtergerechtigkeit und die Förderung benachteiligter Gruppen engagiert.

Über den Pottkaffee

Den Kaffee der Kampagne „Der Pott kocht fair“ gibt es im ganzen Ruhrgebiet zu kaufen, er trägt den jeweiligen Städtenamen als Marke. Der Kaffee wird aus reinen Hochland-Arabica-Sorten bester Qualität hergestellt. Die Bohnen werden von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen der Kooperative Red Ecolsierra in Kolumbien auf biologische Weise angebaut und von der FairHandels-Organisation El Puente nach Deutschland importiert. Seit über 20 Jahren erhalten die Städtekaffees im Ruhrgebiet ihren Bio-Kaffee bereits von Red Ecolsierra. Die Pottkaffee-Kampagne verbindet soziales Engagement und ökologische Aspekte: KleinbäuerInnen sichern damit ihre wirtschaftliche Existenz. - Biologischer Anbau hilft die Umwelt zu erhalten.

Mittwoch, 17. August, 12:00 Uhr
Fairer Kaffeetag mit Produzentinnen aus Kolumbien
Fair gehandelte und nach Biostandard ausgezeichnete Kaffeebohnen stecken im "Hagener Kaffee". Die Rohstoffe dafür stammen aus dem kolumbianischen Netzwerk Ecolsierra. Die Fairtrade Town Steuerungsgruppe Hagen und Gleichstellungsbeauftragte Sabine Michel begrüßen heute zwei Produzentinnen: Die Kolumbianerinnen Mildred Niebles Jímenez (Qualitätsmanagerin) und Ilba Camacho (Gleichstellungsbeauftragte) besuchen das Hagener Rathaus, wo Bürgermeister Dr. Hans-Dieter Fischer sie begrüßt. Sie berichten anschließend von 12 bis ca. 13 Uhr in einem Kurzvortrag in der Johanniskirche am Markt über ihre Arbeit, den Fairen Handel, Geschlechtergleichstellung und die Folgen des Klimawandels. Zum Schluss gibt es in der Taufkapelle eine kleine Stärkung und im besten Fall auch den guten Hagener Fairtrade Kaffee oder eine Erfrischung.
Veranstaltungsort: Johanniskirchplatz 10, 58095 Hagen
Mittwoch 17. August, 19:00 Uhr
Statt Kaffeeklatsch - Frauenpower. Wie der faire Kaffeehandel Frauenleben verändern kann.
Zwei Kaffeebäuerinnen der Kaffeekooperative "Red Ecolsierra", Kolumbien berichten über ihren Alltag und wie der faire Kaffeeanbau ihr Leben verändert hat.
Veranstaltungsort: Grend Essen, Westfalenstrasse 311, 45276 Essen
Donnerstag. 18. August, 10:00 Uhr
Fairhandeln & Fairfassen – gemeinsam in eine #fairane Zukunft
Gemeinsame Veranstaltung mit der Stadt Gelsenkirchen, der Fairen Metropole Ruhr und Fairtrade Deutschland, Infos und Anmeldung hier: www.faire-metropole-ruhr.de/nc/termine/info/termin/fairhandeln-fairfassen-gemeinsam-in-eine-fairane-zukunft.html
Veranstaltungsort: Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, 45879 Gelsenkirchen
Montag, 22. August, 14:00 Uhr
Wo kommt der "Herner Kaffee" her?
Besuch aus der Kaffeekooperative Red Ecolsierra. Kaffeeverkostung und Vortrag Gäste
Veranstaltungsort: Weltladen Esperanza, Freiligrathstr. 19, 44623 Herne
Mittwoch, 24. August, 15:00 Uhr
Besuch der Kaffeekooperative Red Ecolsierra in Castrop-Rauxel
Für den Besuch sind ein fairer Kaffeeausschank vor dem Weltladen in der Innenstadt und ein Stopp in den Gärten der Kleingärtner vom Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop e.V. geplant (Vortrag und Diskussion). Als Akteure aus Castrop-Rauxel beteiligen sich u.a. die Volkshochschule, die Gleichstellungsstelle der Stadt, die Kleingärtner*innen und der Weltladen Castrop-Rauxel.
Veranstaltungsort: Lambertusplatz 16, 44575 Castrop-Rauxel
Freitag, 26. August, 15:00 Uhr
Geschlechtergerechtigkeit im fairen Handel
Gesprächsrunde mit im fairen Handel engagierten Erwachsenen
Veranstaltungsort: VHS- „Wohnzimmer“ Moers, Raum Nr. O1.05, 1. Etage, Wilhelm-Schroeder-Straße 10, 47441 Moers
Freitag, 26. August, 19:00 Uhr
Vortrag und Diskussion
Vortrag und Diskussion
Veranstaltungsort: Karmel Gemeindehaus, Karmelpl. 1-3, 47051 Duisburg
Samstag, 27. August, 16:00 Uhr
Vortrag und Diskussion auf der Messebühne
Infos zur Messe: www.fair-friends.de
Veranstaltungsort: FairFriends Dortmund, Messe Dortmund
Sonntag. 28. August, 13:00 Uhr
Faires KulturCafé im Burginnenhof
Fairer KaffeeTalk zum Thema " Fairer Handel und Gleichstellung" In einer moderierten Talkrunde können die Produzentinnen über ihre Kooperative berichten, ihre Arbeit und ihr Engagement für Gleichstellung und den Einfluss von Fairem Handel am Beispiel ihres Kaffee´s darstellen. Dazu haben wir als Interviewpartnerin die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dinslaken Karin Diallo -Budahn sowie den Kaffeeröster Alex Kunkel eingeladen. Zu Beginn werden die Frauen vorgestellt, es wird mit dem Gesprächsthema Gleichstellung ein Interview mit Frau Diallo-Budahn und Frau Camacho geben, danach wird Alex Kunkel mit Frau Jimenez über die Produktion von Kaffee sprechen. Das ganze wird mit einem gemeinsamen Röstvorgang von Rohkaffee und einer Verköstigung des fertigen Kaffees abgerundet. Die Produzentinnen werden dabei immer gebeten von ihren Erfahrungen zu berichten.
Veranstaltungsort: Rathaus Stadt Dinslaken, Platz d´Agen1 , 46535 Dinslaken